St. Gallen-Bodensee Tourismus – Stiftsbibliothek

Hinter eher unscheinbaren Mauern verbirgt sich die weltberühmte St. Galler Stiftsbibliothek, ihr zwischen 1758 und 1767 gebauter und von Meistern aus der Bodenseeregion festlich ausgestatteter Bibliothekssaal gilt als schönster profaner, d.h. nichtkirchlicher Rokokoraum der Schweiz.

Die Stiftsbibliothek St. Gallen, die älteste Bibliothek der Schweiz, zählt zu den größten und ältesten Klosterbibliotheken der Welt. Der überaus wertvolle Buchbestand der ehemals mächtigen Benediktinerabtei enthält grundlegende Werke der europäischen Geistesgeschichte. Daher hat die UNESCO 1983 die Stiftsbibliothek St. Gallen zusammen mit dem gesamten Klosterbezirk ins Verzeichnis des Weltkulturerbes aufgenommen.

Doch nicht nur die Kunsthistoriker preisen die Bibliothek und ihren Büchersaal in höchsten Tönen – die Germanisten haben nicht weniger Grund zur Begeisterung. Denn hier ruhen, gut gesichert, einige der ältesten Zeugnisse der deutschen Literatur. Dazu eine der drei Haupthandschriften des Nibelungenliedes, ebenso der vermutlich auf der Klosterinsel Reichenau entstandene älteste Klosterplan eines benediktinischen Idealklosters, der sich in fast jedem Mittelaltergeschichtsbuch abgebildet findet. Er wird als Faksimile ständig in einer Vitrine gezeigt. Rund 150.000 Bände umfasst die St. Galler Stiftsbibliothek, die sich als moderne wissenschaftliche Bibliothek mediävistischer Ausrichtung versteht, darunter 2000 Handschriften und 1700 Inkunabeln (Frühdrucke). Herzstück der Sammlung sind die an Ort und Stelle entstandenen karolingisch-ottonischen Handschriften vom 8. bis 11. Jahrhundert.

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Den prächtigen Barocksaal ließen die Äbte Cölestin Gugger von Staudach und Beda Angehrn errichten. Baumeister war Peter Thumb aus Bezau in Vorarlberg. Die Brüder Johann Georg und Matthias Gigl aus Wessobrunn statteten den Saal mit feinstem Stuck aus, für die kunstvollen Holzarbeiten war Bruder Gabriel Loser aus Wasserburg am Bodensee verantwortlich. Holzregale ziehen sich in beiden Etagen an den Wänden entlang. Intarsien verzieren den Fußboden, weshalb die Besucher in Filzpantoffeln leise durch den Raum schlurfen, rund um die Vitrinen mit Wechselausstellungen. Nicht versäumen dürfen sie, den Blick zur Decke zu erheben. Nachdrücklich warnt ein Gemälde in der Deckenmulde vor der Gefährdung der Rechtgläubigkeit durch Einflüsse der Aufklärung. Die Bibliothek, die „Seelenapotheke”, wie die griechische Inschrift über dem Eingang verkündet, sollte dem entgegenwirken. (hv)