Foto: Tourist Information – Schloss Heiligenberg

Fast dreihundert Meter hoch erhebt sich Schloss Heiligenberg auf weit vorgeschobenem Moränenhügel über den Linzgau. In der rauen Schale steckt ein kunstgeschichtli­ches Juwel: der von Jörg Schwartzenberger geschaffene Rittersaal, einer der schönsten Renaissancesäle nördlich der Alpen. Er entstand, weil im 16. Jh. Graf Joachim von Fürstenberg der Wohnkomfort in der alten Burg nicht mehr genügte.

Vermutlich diente der „heilige Berg” schon den Kelten als Weihe­stätte. Grafen von Heiligenberg werden im 10. Jh. erstmals urkund­lich erwähnt. Ihr Sitz lag auf einer Anhöhe nordwestlich des heu­tigen Schlosses. Aus strategischen Gründen verlegte Graf Bert­hold die Burg um 1250 an die heutige Stelle. Diese spätmittelalterliche Burg ließ Graf Joachim von 1560 bis 1575 zum heu­tigen Renaissanceschloss umgestalten. Der alte Wohnbau, die Keme­nate, erhielt von dem seit 1567 hier tätigen Meister Jörg Schwart­zenberger eine elegante Fassade; drei Flügel entstanden neu: West- und Ostflügel schufen die Verbindung zum heute bedeutsamsten Teil, dem Südflügel mit seinem herrlichen Rit­tersaal.

Überwältigend ist der Eindruck beim Betreten des Saals: Von allen vier Seiten fällt Licht in den weiten Raum, modelliert die Figuren an der berühmten, am Dachstuhl befestigten Kassettendecke aus Lindenholz. Der von 1562 bis 1584 gebaute, 36 Meter lange, elf Meter breite und über sieben Meter hohe Saal nimmt die beiden oberen Geschosse ein. 22 Jahre wurde an der ge­schnitzten und bemalten Decke mit ihren ca. 1200 verschiedenarti­gen Figuren, Köpfen, Masken und Girlanden gearbeitet – ein Lobpreis auf die Freuden der Tafel und des Familienlebens. Stunden möchte man damit verbringen, die unzähligen Details zu betrachten. Die Strukturen der Decke spiegeln sich im nachträglich eingebauten Parkettboden. Vom Rittersaal gelangt man direkt in das fürstliche Oratorium, die oberste Etage der Schlosskapelle, die sich im Westflügel über drei Stockwerke erstreckt. Diese nicht nur in ihren Dimen­sionen ungewöhnliche Kapelle wurde unter Graf Joachim neu gestaltet. Hans Dürner schuf die prächtige geschnitzte Decke mit zweihundert En­gelfiguren, die mit ihren verschiedensten Instrumenten ein himmli­sches Orchester bilden. Unter der Kapelle befindet sich die Grablege der Fürstenberger. Die kleinen Bilder oberhalb des Chorgestühls – die so genannte Kleine Passion – wurden nach Entwürfen von Alb­recht Dürer gearbeitet. Seit dem 19. Jh. schmücken die Ka­pelle fünfzehn um 1320 entstandene Glasgemälde aus dem ehemaligen Konstanzer Dominikanerkloster. (hv)